Die Sommerzeit neigt sich dem Ende zu und für viele von uns ist die Ferienzeit nun vorbei. Welche Erfahrungen haben wir gemacht? Sommer, Sonne, Urlaub konnten wir nach zwei Jahren Pandemie endlich wieder genießen. Allerdings haben wir an vielen Stellen das fehlende Personal zu spüren bekommen. Nicht nur auf dem Flughafen, sondern auch im Restaurant, wurde unsere Geduld oftmals auf die Probe gestellt. Worauf müssen wir uns also in Zukunft einstellen?
Der Personalmangel ist überall zu spüren, auch in der Verwaltung. Als Stadträtin frage ich mich: Wieviel Personalstellen braucht eigentlich eine Verwaltung? Dies wird seit Jahren in allen Haushaltsberatungen intensiv diskutiert. Wenn wenig Personal da ist, kann auch vieles nicht bearbeitet werden. Dies führt zu langen Wartezeiten bei Anfragen, Anträgen oder bei der Abarbeitung des Sanierungsstaus an städtischen Gebäuden und Straßen.
Das fehlende Fachpersonal spüren zur Zeit vor allem die Eltern von Kindergartenkindern.
Der Personalmangel in diesem Bereich ist extrem hoch und führt zu Verkürzungen der Betreuungszeit oder gar zu Teilschließungen. Welche Maßnahmen dagegen können ergriffen werden? Wurde falsch geplant, fehlen Ausbildungsplätze? Diese und weitere Fragen haben wir zusammen mit dem Elternbeitrat in der AG Kita intensiv besprochen. Was kann also getan werden, ohne an der Qualität zu sparen? Seit vielen Jahren bin ich Mitglied der AG Kita und unterstütze die konstruktive Zusammenarbeit in dem Gremium. Das zuständige Fachamt hat einen umfangreichen Maßnahmenkatalog erarbeitet und vorgeschlagen. Das wurde noch vor der Sommerpause im Gemeinderat positiv verabschiedet, um Fachkräfte in Böblingen zu halten und weitere Pädagoginnen und Pädagogen zu gewinnen. Wegen steigender Kinderzahlen und dem Rechtsanspruch auf einen Kitaplatz hat sich das Personal in zehn Jahren mehr als verdoppelt. In den letzten Jahren wurden große Anstrengungen unternommen und es wurde viel Geld dafür ausgegeben.
Mit einer angepassten Arbeitsmarktzulage BB-KitaPLUS wird die Bezahlung der Erzieherinnen und Erzieher angehoben. Auch für die Fachkräfte an Horten und im Ganztagsbetrieb der Schulen. Es werden zusätzliche Ausbildungsplätze geschaffen. Fachpersonal soll aus dem Ausland angeworben werden. Die ersten aus Italien sind schon da. Den gesamten Maßnahmenkatalog konnten Sie bereits im Amtsblatt vom Juli nachlesen. Wir hoffen alle, dass diese Maßnahmen bald ihre Wirkung zeigen werden. Weitere Beschlüsse sind für den Herbst 2022 geplant, damit die erforderlichen Mittel und Stellen beschlossen werden können. Bis dahin braucht es noch etwas Geduld und Verständnis füreinander.
Fachpersonal fehlt aber auch an vielen anderen Stellen. Beim Bauamt oder im Handwerk merken wir das ebenso. Lange Wartezeiten, Lieferengpässe und Preisanstiege sind die Begleiterscheinungen. Deshalb halte ich es für wichtig, das Potential der Fachleute in der Verwaltung zu nutzen. Müssen immer externe teure Gutachten vergeben werden, um zu Entscheidungen zu kommen? Dass in der Böblinger Stadtverwaltung Fachleute arbeiten, hat zuletzt u.a. die Weiterentwicklung des Fleisch“ersatz“museums gezeigt. Wenn Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter während der Coronapandemie die Zeit nutzen und Konzepte erarbeiten, ist das achtenswert und beispielhaft. Die Kritik, dass hier bereits vorschnell die Umsetzung beschlossen wurde, ist fehl am Platz. Finanzmittel werden schließlich erst nach Abwägung im Gemeinderat entschieden.
So stehen uns in den nächsten Wochen und Monaten nicht nur im Gemeinderat noch einige wichtige Entscheidungen bevor. Wir alle müssen uns auf Umstellungen einrichten. Klimawandel, Energiekrise und Unruhen in der Welt fordern uns alle heraus. Beginnen wir im heute, dann packen wir das gemeinsam.
Ingrid Stauss
Fraktion
Freie Wähler Böblingen