Wo beginnt sinnhafte Stadtentwicklung – und wo hört sie auf? / Amtsblatt Nr 6 – 6.02.2024

Diese Frage, die ich so oder so ähnlich aus der Bürgerschaft schön öfter gestellt bekommen habe mag zu Beginn vielleicht etwas provozierend klingen. Lassen Sie mich erklären, warum bzw. welche persönlichen Eindrücke mich mit dieser Fragestellung beschäftigen.
In den nächsten Monaten, stehen noch sehr entscheidende für das Stadtbild Böblingens prägende Entscheidungen und Beschlüsse an. Deshalb sehe ich es als große Aufgabe und Herausforderung, diese Vorhaben mit Sachverstand, Weitblick, aber auch im Hinblick auf die wirtschaftlichen Auswirkungen, kritisch zu hinterfragen und zum Wohle der Bürgerschaft zu entscheiden.

Einige diese Projekte will ich hier ins Gedächtnis rufen:

  • Schlossbergbebauung: Im Januar haben die Grabungsarbeiten im Auftrag des Landesdenkmalamts begonnen. Nach Abschluss dieser hoffentlich aufschlussgebenden Arbeiten soll entschieden werden, ob und es eine entsprechende Bebauung möglich sein wird. Oberstes Ziel: Keinesfalls darf sich der Schlossberg aus Prestigegründen zu einer Kostenfalle im Rahmen der Bebauung und nachfolgend zu enormen Unterhaltungs- und Folgekosten in unserem städtischen Haushalt entwickeln.
  • Windenergiepark: Vorrangig im Böblinger Südwesten wird aktuell untersucht, ob die Ansiedlung mehrere Windkrafträder mit einer Höhe von 280 Metern möglich ist. Dies wäre ein enormer Einschnitt in eines der letzten Naherholungsgebiete am Stadtrand unserer Stadt. Solch eine einschneidende Maßnahme für die Bürgerschaft darf nicht über ihre Köpfe entschieden werden. Experten beider Seiten müssen hierzu die Möglichkeiten haben, Pro und Contra fundiert vorzustellen. Hilfreich wäre sicherlich eine Darstellung über Höhe des Windparks im Vergleich zum Waldbestand. Das schafft Transparenz!
  • Postareal: Die Stadt Böblingen möchte aus dem geplanten Gebäudekomplex einen Gebäudeteil für die Nutzung der Volkshochschule und der Stadtbücherei erwerben. Das Areal „Im Höfle“ soll im Zuge dessen veräußert und einer neuen Nutzung zugeführt werden. Persönlich frage ich mich, ob es nötig ist, dies mit einem Mehraufwand von mindestens ca. 20 Mio. Euro aus Steuergeldern umzusetzen? Ich bin der Meinung, dieses Geld ist an andere Stelle, besonders für Bildung und Betreuung, besser investiert.
  • Nachverdichtung: In vielen Bereichen von Böblingen sind mittlerweile große Bauprojekte in der Planung bzw. Umsetzung oder stehen noch aus. Nicht vergessen werden darf, dass die erforderliche soziale Infrastruktur mitwachsen muss. Wie soll das funktionieren, wenn es schon heute bei der Versorgung klemmt.? Unsere Mitmenschen benötigen dringend eine gute Infrastruktur vor allem eine gute Ärzteversorgung und Betreuungsplätze für Kinder etc. Hier muss mit ausgeprägtem Feingefühl an die Sache herangegangen werden. Alleine Wohnraum zu schaffen befriedigt nicht die Lebensqualität unserer Bürgerschaft in Böblingen.
  • Sanierungsstau an öffentlichen Gebäuden und Einrichtungen: Nehmen wir das Beispiel Stadion am Silberweg. Dort sind seit Jahren die sanitären Einrichtungen nicht mehr bzw. nur teilweise nutzbar. Es ist ein Unding, dass nach einer Sportveranstaltung, Sportler sich nicht duschen können. Wenn wir uns all die vorgenannten Großprojekte leisten wollen, ohne vorher solch nötige Unterhaltsmaßnahmen an unseren öffentlichen Gebäuden auf den Weg gebracht zu haben, kann ich dies keinesfalls mittragen.

Aus all diesen Gründen werde ich sehr aufmerksam die nächsten Entwicklungen im Auge behalten, bewusst, dass es bei unseren Planungen und Entscheidungen immer um das Wohl der Bürgerschaft geht, finanziert aus ihren Steuergeldern, die wir verantwortungsvoll zu prüfen haben.

Mit freundlichen Grüßen

Ihr Gerd Brodbeck (Stadtrat Freie Wähler Böblingen)