Müssen Lösungen immer viele Jahre dauern?/ Amtsblatt Nr 10 – 8.03.2024

Bei manchen Projekten vergehen mehrere Jahre und man hat zwischendurch den Eindruck, dass die Arbeiten vergessen wurden, obwohl die Verwirklichung längst fertig sein könnte.

Im Oktober 2019 gab es, nach Vorberatung im Ortschaftsrat und ATUS, die einstimmige Gemeinderat-Empfehlung, den Umbau der westlichen Hauptstraße in Dagersheim voranzubringen. Der Vorentwurfsplanung wurde zugestimmt und die Verwaltung beauftragt, die weiteren Planungsschritte bis zur Ausschreibung voranzutreiben.
Zwischenzeitlich ist der Darmsheimer Straßenteil von der Sindelfinger Verwaltung längst umgesetzt, aber in Dagersheim gibt es keinerlei Fortschritt. Jetzt soll im Frühjahr 2024 wohl die Baumaßnahme beauftragt und der Umbau im Laufe des Jahres realisiert werden. 5 Jahre sind dann vergangen, von der Vorplanung bis zur Fertigstellung.
Noch viel länger ist das Projekt „Sanierung Haus der Vereine in Dagersheim“ mit Küche im Jugendtreff und den Räumen für die Vereine im Gespräch. Drei Ortsvorsteher haben sich schon eingebracht. Gelder für Planungsleistungen wurden in verschiedene Haushalte eingestellt, dringend notwendige energetische Sanierungen wurden festgestellt, Bedarfsanalysen zusammen mit den Nutzern – Vereinen und Jugendlichen – erarbeitet, aber einen fundierten Zeitplan für die Umsetzung der dringendsten Maßnahmen gibt es bisher nicht.
Ein ähnlich langes Zeitfenster gibt es bei der Sanierung des Rappenbaum Hallenbades. Obwohl über 3 Millionen Euro Fördergelder bewilligt sind, kommt es zu langen Zeitverzögerungen, weil die Abstimmung zwischen den Verwaltungen von Böblingen und Sindelfingen nur sehr schleppend vorankommt. Wegen dieser unsicheren Lage bietet der TSV-Dagersheim anders als in der Vergangenheit keine Schwimmkurse für das kommende Jahr mehr an. Ein Fiasko für unsere Jugend. Für ca. 200 Kinder pro Jahr wird damit keine Schwimmausbildung mehr angeboten.

Da fragt sich die Bevölkerung zu Recht, ob derartig lange Zeitfenster für Bau- und Renovierungsmaßnahmen nötig sind.
Nein – es geht auch deutlich schneller.

Die Sanierung der Albert-Schweizer-Straße, inklusive behindertengerechtem Umbau der Bushaltestellen, hat deutlich weniger als ein halbes Jahr gedauert.
Als die Schwippebrücke in Richtung Dagersheimer Friedhof aus Sicherheitsgründen geschlossen werden musste, wurde innerhalb kurzer Zeit eine provisorische, sehr kostengünstige Lösung, gemeinsam mit den Technischen Betriebsdiensten gefunden und die Brücke war wieder benutzbar. Es ist keine Superlösung, die dem Böblinger Standard entspricht, aber die Lösung ist pragmatisch und – vor allem – bürgerfreundlich. Wir alle hoffen, dass bald die vorgesehene standardisierte Brückenlösung umgesetzt wird und es nicht vorher wieder zu einer Schließung wegen Baufälligkeit kommt.
Schnelle Verbesserungen erwarten wir jetzt auch bei der Kindergartenbetreuung. Mit Blick auf den Fachkräftemangel haben Kitas inzwischen die Möglichkeit neue Modelle auszuprobieren. Der Erprobungsparagraph erlaubt, in Abstimmung mit den örtlichen Beteiligten, vom Mindestpersonalschlüssel und der Höchstgruppenstärke abzuweichen und dadurch mehr Kinderbetreuungsplätze zu schaffen.
Zwischenzeitlich hat der TSV-Dagersheim eine eigene Betreuungsidee umgesetzt. Die Gymnastik-Abteilung hat einen Kurs begonnen, bei dem Kinder ohne Kita-Platz, die bald eingeschult werden, beim Kinderturnen Gemeinschaftskontakte erleben können. Eine schöne Art der Übernahme von sozialer Verantwortung durch einen gemeinnützigen lokalen Verein.

Man sieht, es gibt auch Möglichkeiten, Themen und Aufgaben schnell zu lösen, wenn gemeinsam zielgerichtet und lösungsorientiert gehandelt wird – und davon wünsche ich mir in Zukunft einfach mehr.

Arthur Bamberger

Stadtrat Freie Wähler